Arznei und Genußmittel zugleich

Vom Heilmittel zur Süßigkeit

Lakritz - Arznei und Genußmittel zugleich

Lakritz ist ein Extrakt, der aus den Wurzeln der Süßholzpflanze gewonnen wird. Die krautige, etwa einen Meter hoch wachsende Pflanze ist im warmen Mittelmeerraum beheimatet. Früher wurden die Wurzeln direkt nach der Ernte kurz abgewaschen und anschließend gekaut. Damit wurde die stark ausfasernde Süßholzwurzel zu einer der ersten Bürsten, welche regelmäßig von den Menschen zur Zahnpflege verwendet werden.

Heute sind zwar immer noch unbehandelte Süßholzwurzeln erhältlich, die größte Menge der jährlichen Süßholzernte wird aber zu Lakritz verarbeitet. Für viele Menschen ist Lakritz ist eine schöne Alternative zur Schokolade. Tatsächlich ist es kalorienärmer und in seiner Rohform wesentlich süßer als das beliebte Produkt der Kakaobohne.

Als Arznei und Marschverpflegung ist Lakritz schon seit Jahrtausenden bekannt. Neben einer wohltuenden Wirkung im Hals-Rachen-Raum wirkt Lakritz blutdrucksteigernd, entzündungshemmend und krampflösend. Bereits die Ägypter des Altertums haben diese therapeutischen Wirkungen erkannt. Das macht das Lakritze zu einer ähnlich traditionsreichen Heilpflanze wie es Kamille, Fenchel und Minze sind.

Der griechische Philosoph und Heilkundige Theophrastus von Eresos empfahl die Lakritze als wohtuende Arznei gegen Husten und als schmackhaften Zusatz zu Trinkwasser. Es war so beliebt, dass es bis ins zwanzigste Jahrhundert hinein von Europa bis China zur Standardverpflegung von Soldaten eingesetzt wurde.

Aufgrund der klimatischen Ansprüche der Pflanze war ihr Verbreitungsraum lange den wärmeren Ländern vorbehalten. Das wirkte sich auch auf ihren Bekanntheitsgrad aus. Den Sprung über die Alpen schaffte das Lakritz deshalb erst im Mittelalter, wo es sich aber rasch als Heil- und Genussmittel durchsetzte.

Die Verarbeitung zu Süßigkeiten fand erstmals in England statt, wo die "Lakritztaler" ein sehr beliebtes Naschwerk für die feinere Gesellschaft wurden. Der Apotheker George Dunhill kam im Jahr 1760 auf die bahnbrechende Idee, die ausgekochte Lakritzpaste mit Zucker zu versetzen. Damit wurde dem Lakritz ein Teil seiner natürlichen Schärfe genommen und der heute wohltuende, typische Geschmack dieser schwarzen Köstlichkeit war geboren.

Man erkannte schnell, dass sich Lakritz hervorragend mit anderen geschmacksgebenden Substanzen kombinieren lässt. Darum wurde fleißig weiter experimentiert, was bis heute zu der großen Vielfalt an Geschmacksvariationen, Formen und Konsistenzen von Lakritze geführt hat. Salmiakpastillen, Lakritztees, und die "Vogelsuppe" - der bekannte finnische Lakritzschnaps - sind Beispiele für die enorme Variantenmöglichkeit, die sich mit dem Süßholzextrakt herstellen lässt.